Dieser Beitrag wird nicht ganz einfach, denn es gilt viele Fragen zu beantworten, die Sie wahrscheinlich haben. Vermutlich sind Sie entweder Patient, der sich über das informieren möchte, was Ihnen ihr Arzt verschrieben hat oder: Sie sind eine Kollegin oder Kollege, die sich über die Krankengymnastik am Gerät informieren möchte.
Ich versuche einmal in diesem Beitrag „allen“ gerecht zu werden.
Also: Krankengymnastik am Gerät (kurz: KGG) ist eine verordnungsfähige Leistung, die sowohl von den gesetzlichen wie auch den privaten Kassen verschrieben wird. Gewöhnlich dauert eine KGG-Einheit 60 Minuten. Es kommt darauf an, was der Arzt verordnet hat.
Und: Es kommt auch darauf an, ob Einzeltherapie oder Gruppentherapie verordnet wurde. Bei der Einzeltherapie haben Sie immer den Therapeuten an Ihrer Seite, bei der Gruppentherapie betreut ein Trainer / Physiotherapeut mehrere Patienten gleichzeitig.
Pro Rezept dürfen bis zu sechs Einheiten verschrieben werden. Maximal drei Rezepte können ausgestellt werden. Anders ausgedrückt: Die Kassen zahlen bis zu 18 Einheiten Krankengymnastik am Gerät.
In der Regel handelt es sich um Übungen, die am Seilzug oder aber an sogenannten Sequenztrainingsmaschinen durchgeführt werden. Die Kassen schreiben als Bedingung für eine Kostenübernahme vor, dass die Übungen nach den Gesichtspunkten einer anerkannten Trainingslehre durchgeführt werden – ein recht schwammiger Begriff, wie wir noch sehen werden…
Abb1.: Das ist das, was sich die meisten Patienten unter Krankengymnastik am Gerät vorstellen: Ein „Großgerät“ mit Gewichten, die bewegt werden müssen. Zahlreiche Physiotherapeuten empfinden zu diesen Geräten leider nur wenig „Zuneigung“ und meinen, die Patienten müssten eher „funktionell“ behandelt werden. Aus meiner Sicht leider ein Irrtum. Denn es kommt immer darauf an…
Abb2: Krankengymnastik an einem sogenannten „Slingtrainer“. Diese Vorstellung des Trainings kommt vielen Therapeuten eher entgegen, weil es angeblich „funktioneller“ sei. Dabei haben (fast) alle Übungen eine Berechtigung. Es kommt (wie bereits angedeutet) halt darauf an…
Abb3 (links): Nicht in der Praxis, aber am Strand (wer wünscht sich nicht solche Trainingsbedingungen?). Hier das Training mit einer Federkraft (Theraband-Variante). Auf dem Bild ist eine Variante aus der sog. Spiraldynamik zu sehen. Auch dies kann ein Beispiel für Übungen aus dem Bereich „Krankengymnastik am Gerät“ sein.
Die oben angeführten Übungen sollen Ihnen als „Laien“ einen Eindruck vermitteln, welche Übungen bei „Krankengymnastik am Gerät“ zum Einsatz kommen können. Naja, am Strand werden Sie sicher nicht trainieren, sondern eher in Räumen.
Für Therapeuten habe ich es ja bereits auch angedeutet: Es gibt da bezüglich der Übungsauswahl bestimmte Dogmen, die sich unter bestimmten „Schulen“ breit gemacht haben. Eine dieser „Dogmen“ lautet zum Beispiel, dass Training an den Großgeräten (wie in Abb1 zu sehen) generell „unfunktionell“ sei oder sogar eher schädlich. Dieses Thema würde ich aber gerne in einem anderen Beitrag aufgreifen.
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Die Einsatzgebiete
Gewöhnlich unterteilt man die KGG-Einsatzgebiete nach Leveln bzw. Stufen oder Ebenen. Level I ist eine Schmerztherapie, die darauf abzielt, die Beschwerden zu beseitigen. Level II zielt darauf, eine Funktionsherstellung zu erreichen. Typisch ist eine solche KGG dann, wenn beispielsweise ein Bein nach einer Operation sehr lange ruhig gehalten werden musste.
Level III und IV zielen auf eine Rekonditionierung ab. Bestimmte Muskelgruppen sind zwar funktionsfähig, allerdings stimmt der Bewegungsablauf nicht, wodurch es unter Umständen sogar zu chronischen Beschwerden kommen kann. Solche KGG-Einheiten werden beispielsweise nach Operationen im Beckenbereich nötig, die eine Fehlstellung beseitigt haben. Danach müssen viele Körperabläufe neu erlernt werden.
Die Effekte der KGG
Jede KGG ist individuell nach den Bedürfnissen des jeweiligen Patienten zuzuschneiden – aber das versucht man ja mit jeder Therapie, was aber nicht immer so klappt, wei man sich das vorstellt.
Die Effekte, auf die man abzielt, bleiben jedoch stets gleich: Die Muskelkraft, die Kraftausdauer und die „funktionellen Bewegungsabläufe“ sollen verbessert werden, wie es so schön heißt.
Unter dem Strich soll auf diese Weise eine deutliche Steigerung der alltäglichen Lebensqualität stehen. Die KGG ist deshalb so auszurichten, dass durch die Übungen nicht nur die „Muskelfunktion“ optimiert wird, sondern zugleich eine Verbesserung der „Muskelstruktur“ stattfindet. Im Idealfall werden auch die Muskeldurchblutung, die Sauerstoffausschöpfung in den Muskeln sowie die Atem-, Herz- und Kreislaufwege verbessert.
In diesen Fällen ist eine KGG ratsam?
Bereits einige Male wurde ausgeführt, dass sich eine Krankengymnastik am Gerät insbesondere nach Operationen lohnt, um die postoperativen Schwächen zu beseitigen.
Dies sind allerdings nicht alle Fälle. Bei traumatischen Erkrankungen, die sich physisch äußern, ist eine KGG ebenfalls von Wert. Gleiches gilt für chronische Schmerzbilder, die aufgrund körperlicher Beschwerden hervorgerufen werden. Hierfür ist das Gerätetraining besonders wertvoll, denn die Probleme können fast immer durch die Stärkung einer bestimmten Muskelgruppe zumindest deutlich verbessert werden.
Die passenden Übungsmaschinen sollen dabei helfen, genau die gesuchten Körperpartien zu schulen und sie damit besonders effektiv zu trainieren. Bei einer KGG erstellt der Therapeut häufig weiterführende Trainingspläne für Geräte, die der Patient dann zum Bespiel in einem Fitnessstudio seiner Wahl umsetzen kann.
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