Was ist Vibrationstraining?

Im Gegensatz zur aktiven Muskelarbeit werden beim Beschleunigungs- oder Vibrationstraining die Muskeln passiv dazu angeregt, sich zu vergrößern. Mit bis zu 60 Hertz wird eine Person, die auf einer kleinen Platte steht, geschüttelt. Je nach Hersteller gibt es verschiedene Varianten.

Die Platte bewegt sich entweder auf- und ab, rüttelt dreidimensional oder simuliert eine Laufbewegung. Dabei werden kleine Muskelkontraktionen und Dehnreflexe ausgelöst.

So soll die Leistung der Muskulatur gesteigert werden. Die verschiedenen Zielgruppen Sportler, Astronauten, ältere Menschen oder auch Personen, die eine Verletzung erlitten haben, verwenden diese neue Technologie, um ihre „Muskeln zu stärken“.

Was da „gestärkt“ wird, bleibt für mich nach wie vor offen. Die Marketingstrategen hauen einem ja geradezu die Erfolgsberichte „ihrer“ Vibrationsplattform um die Ohren.

Zur Zeit gibt es im wesentlichen folgende Systeme auf dem Markt:

  1. Die Powerplate: hier gibt es mittlerweile mehrere verschiedene Modelle. Die Powerplatte schwingt meines Wissens und Beobachtung nach nur vertikal.
  2. Das Galileo-System: Diese Vibrationsplatte schwingt vertikal alternierend.
  3. Der srt Zeptor: Diese Platte schwingt horizontal, vertikal und alternierend. Der srt Zeptor hat zudem eine manuell einzustellende „Stochastik“.

Anmerkung: Ich würde mich freuen, wenn mir die Hersteller einmal genaue Daten zukommen ließen, WIE deren Platte schwingt. Diese Daten habe ich bisher nur vom srt zeptor.

Dann gibt es noch zwei andere „Geräte“, die man dem Vibrationstraining zuordnen muss:

  • Das BMS Vibrationstraining (Biomechanische Muskel Stimulation): Das ist eigentlich keine Platte auf der man „turnt“ sondern diese wird gezielt an bestimmte Körperbereiche herangeführt.
  • Und dann auch noch die vibrierenden Kurzhanteln, wie zum Beispiel von Bodyvib oder wie die Flexi Bar

Aber kommen wir erst einmal kurz zu den Ursprüngen des Vibrationstrainings.

Der Ursprung der Erfindung

Das Muskelvibrationstraining stammt ursprünglich aus der Weltraumforschung. Der Aufenthalt im Weltraum degeneriert die Muskeln der Astronauten sehr stark.

Im Normalfall müssen die Astronauten bis zu zwei Stunden täglich trainieren, um diesen Verfall in der Schwerelosigkeit aufzuhalten. Der Sportwissenschaftler Vladimir Nazarov entdeckte 1978, dass Vibrationen sich positiv auf den menschlichen Bewegungsapparat auswirken. So setzte die UdSSR das Vibrationstraining bei Kosmonauten und Leistungssportlern ein.

Anwendungsgebiete des Vibrationstrainings

Die Methode scheint sich für Patienten, die an Muskelschwund leiden, besonders zu eignen. Das Zentrum für Muskel- und Knochenforschung an der Charité Berlin fand heraus, dass das Vibrationstraining Muskeln erhalten und mit der Zunahme der Muskelkraft auch die Knochenmasse ansteigt.

Dabei wurden an 10 Personen ein Vibrationstraining über acht Wochen durchgeführt, während die Kontrollgruppe immobil im Bett liegen musste. Die Kontrollgruppe verlor im Durchschnitt bis zu 25% ihrer Muskelquerschnittsfläche, während die Personen, die das Vibrationstraining durchführten nur 9,5% ihrer Muskelquerschnittsfläche verloren.

Außerdem wird diese Trainingsmethode im Leistungssport eingesetzt. Bei der deutschen Volleyballjugend wurde eine Kraftzunahme nach dem Training mit dem Vibrationstrainer vermeldet. So wurde an der Universität von Rom unter der Leistung von Bosco eine Studie mit Volleyballerinnen durchgeführt, die zeigt, dass nach Ende der Testreihe ein signifikanter Unterschied in der Leistungsfähigkeit der Beine erreicht wurde.

Das Bein, das mit Vibrationstraining trainiert wurde, erreichte dabei die besseren Werte. Die Studie wurde bei sechs Probandinnen mit einer Beinpresse einbeinig mit verschiedenen Zusatzlasten durchgeführt.

Doch auch für die Breiten- und Gesundheitssportler wäre die Vibrationsmethode von Vorteil. Vor allem Sportmediziner Hartard ist der Meinung, dass schon ein dreimaliges Vibrationstraining von nur fünf Minuten in der Woche dem allgemeinen Muskel und Knochenabbau immens vorbeugen könnte.

Übrigens – bevor ich es vergesse: Schwangere und Pateinten mit Herzschrittmacher, sowie Epileptiker dürfen kein Vibrationstraining machen. Bei Patienten mit Implantaten (z.B. künstliche Gelenke) gibt es unterschiedliche Auffassungen. Keiner kann ausschließen, ob sich ein künstliches Gelenk nicht langfristig bei regelmäßigem Vibrationstraining lockert.

Kritik

Obwohl es laut Studie der Sporthochschule Köln aus dem Jahre 2005 nachgewiesen scheint, dass gerade bei Untrainierten ein Kraftzuwachs mit dem Vibrationstraining möglich ist, sowie positive Auswirkungen beim Schnellkrafttraining auftreten, gibt es dennoch einige gegenläufige Tendenzen, die Kritik verlauten lassen.

Auffällig ist, dass das Vibrationstraining beim Maximalkraftaufbau kaum Wirkung zeigt. Mehr dazu auch im Beitrag: Exzentrisches Krafttraining – Konzentrisches Krafttraining

Es gibt außerdem Studien, die in ähnlichen Testreihen (Scherzer 2002) keinen signifikanten Zuwachs gegenüber herkömmlichen Training zeigen, aber es gibt eben auch Studien (Bosco 1999), die genau gegenteilige Ergebnisse vorweisen können.

Fazit

Das Vibrationstraining gehört für mich in den Bereich des Koordinationstrainings.

Letztendlich bleibt festzuhalten, dass das Vibrationstraining vor allem bei Untrainierten von Vorteil sein kann – aber bei Untrainierten hat mit fast jeder Methode irgendeinen Erfolg.

Das Vibrationstraining scheint außerdem sinnvoll bei Knochenschwund oder zur Ergänzung von herkömmlichen Trainingsmethoden zu sein. Ebenso ergeben sich beim Schnellkrafttraining anscheinedn gute Ergebnisse, die ich allerdings auch wieder auf das Koordinationstraining zurückführe.

Obwohl ich das Vibrationstraining als Trainingsergänzung schätze, ersetzt dieses keinesfalls das konzentrische und exzentrische Training – auch nicht in der medizinischen Trainingstherapie.

Hier gibt es allerdings eine Ausnahme für mich: Vor allem „Neuro“-Patienten scheinen vom Vibrationstraining zu profitieren. Bei Parkinson und MS (Multiple Sklerose) Patienten zeigen sich zum Teil deutliche Symptomverbesserungen. Allerdings sehe ich diese Verbesserungen nur mit dem srt Zeptor Training.

Ach ja: das BMS Training und die Vibrationshanteln. Das BMS Training kenne ich zu wenig um eine Aussage machen zu können. Und die Vibrationskurzhanteln ebenso. Beides fällt für mich in die Kategorie Koordinationstraining. Und das ist eben nur eine von fünf Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit.

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