Eine Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung (vom 12.1.12) gibt allen Laufwütigen Entwarnung: Marathon-Läufe hätten keinen negativen Effekt auf die Herzgesundheit.

Warum die Entwarnung? Ganz einfach: Es geht die Sage, dass so eine dreistündige Strapaze kräftig auf „die Pumpe“ geht und einige Sportler, gerade die weniger gut trainierten, überfordert. Die Folge ist ein plötzlicher Herztod.

Aber glücklicherweise haben wir ja unsere Schulmedizin, die sich unermüdlich forschend solchen Problemen widmet. Die Relevanz solcher Forschungsvorhaben liegt auf der Hand: Während es in Deutschland von Marathon-Läufern nur so wimmelt, gibt es ja kaum Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes oder anderen ernstzunehmenden Erkrankungen. Oder sollte ich hier gerade etwas durcheinander gebracht haben? Wie dem auch sei, die Süddeutsche beruhigt uns mit der frohen Botschaft, dass die Schulmedizin wieder einmal praxisrelevante Forschung betreibt und dabei zu beruhigenden Ergebnissen gekommen ist.

Lauf, Junge, lauf!

Der „Erfinder“ des Marathon-Laufs, der griechische Bote Pheidippides, soll laut Geschichtsschreiber Herodot 490 vor Christus in 2 Tagen von Athen nach Sparta gelaufen sein, um dort Hilfe gegen die Perser zu erbitten. Daraus wurde dann 500 Jahre später die Sage, dass besagter Läufer nach dem Sieg der Athener in der Schlacht von Marathon den 40 km langen Weg nach Athen gelaufen war, um die frohe Botschaft vom Sieg über die Perser zu überbringen. Danach brach er dann tot zusammen.

Unter Berufung auf diese Legende kommt die Süddeutsche dann auch zu dem zwingenden Schluss, dass der legendäre Läufer „ unter einer Vorschädigung des Herzens litt, nicht genug trainiert war oder keinen guten Kardiologen hatte“. Ich persönlich tendiere eher zum letzteren, denn Kardiologen waren 490 vor Christus noch Mangelware. Und man kann auch gleich wieder einmal sehen, welche katastrophalen Auswirkungen es zeitigt, wenn die Schulmedizin, in diesem Fall die Kardiologie, nicht anwesend ist. Man beachte dabei, dass das Fehlen der Schulmedizin sich sogar bis in den Bereich der Legende bemerkbar macht.

Zurück in die Gegenwart: Unsere Zeitung kann berichten, dass amerikanische Ärzte (die finden ja so einiges heraus) im New England Journal of Medicine (online) berichten konnten, dass „die Risiken für einen Herzstillstand bei einem Marathon oder Halb-Marathon nicht erhöht sind.“ Belegt wird dies mit Zahlen von Marathon-Läufern, die zwischen 2000 und 2010 Herzprobleme bekamen. Und die Zahlen sagten, dass von 11 Millionen (!) Läufern 59 Läufer während oder kurz nach dem Rennen einen Herzstillstand hatten, wovon 42 verstarben. Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass wir kurz vor einer neuen Pandemie stehen…
Grund für die Todesfälle während oder nach dem Lauf waren vorgeschädigte Herzen, vor allem eine krankhafte Verdickung der Herzmuskulatur. Die amerikanischen Ärzte konnten somit eindeutig feststellen, dass Leute mit geschädigtem Herzen herzkrank sind, und dass nicht der Marathon-Lauf die Ursache für den Herztod ist, sondern das „kaputte Herz“. Um diesen Feststellungen den Geruch der Banalität zu nehmen, erklärt der Kardiologe Dr. Baggish, dass es eine allgemeine Vorstellung sei, dass das Risiko für einen Herzstillstand beim Marathon-Lauf besonders hoch sei und „die Medien davon ja auch immer berichten“. Mit diesem Einwurf wird uns allen klar gemacht, dass überlieferte Vorstellungen und die Medien der eigentliche Grund für die enorm wichtige Studie sind, da die immer alles falsch darstellen. Da will die Süddeutsche als ein Vertreter der Medien natürlich die Erste sein, die sich auf die Seite der fortschrittlichen Schulmedizin schlägt und nur noch das Richtige berichtet.

„Die Medien“ vs. „die Medien“

Flugs kommt dann auch die Mitteilung, dass es sogar Sportärzte waren, die die Ergebnisse von Baggish in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin bestätigen konnten. Während die Medien, außer der Süddeutschen, und die überbrachten Vorstellungen noch glauben, dass Sport Mord ist, sind sich die amerikanische und deutsche Schulmedizin einig, dass dem nicht so sein kann. Auch die Uniklinik Heidelberg konnte feststellen, dass gesunde Herzen nicht vom dauernden Laufen geschädigt werden und „Ausdauersportler nicht früher sterben als andere Sportler“. Bei so viel Sachverständnis ist es natürlich angezeigt, sich als aktiver oder angehender Läufer vertrauensvoll in die Hände der Experten zu begeben und sich von Herz bis Fuß auf Eignung für den Sport untersuchen zu lassen. Andernfalls könnte es sein, dass man nach so einem Lauf selber zur Legende wird. Und die Chancen dafür sind riesig winzig: 1 zu 262.000 innerhalb der nächsten 10 Jahre!

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